Erklärungen zu den GFS-Modellkarten

Laudatio/Quellen: Bestens bedanken möchte ich mich vor allem bei Fabienne aus dem Schweizer-Sturmforum und Gerhard Torka von der Universität Karlsruhe und Gerorg Müller von der Wetterzentrale. Die folgenden Texte wurden hauptsächlich von ihnen verfasst und von mir meist nur redigiert.


Die Modellkarten von GFS

In diesem Cockpit sind alle Wetterkarten des Modells GFS (Global Forecasting System), nicht weil dieses Modell wegen seiner Prognosegüte bevorzugt wird, sondern weil von diesem Modell die grösste Kartenvielfalt öffentlich zugänglich ist. Dabei kann im Cockpit zwischen den GFS Karten von der Wetterzentrale und von wetter3 ausgewählt werden. Die beiden Anbieter unterscheiden sich meist nur in der Gestaltung, bei einigen Karten ist jedoch die Kombination der Informationen verschieden.

Als Einleitung zunächst ein paar Worte zu den verschiedenen Druckflächen, von denen in der Folge immer wieder die Rede sein wird:

Man unterscheidet zwischen Bodendruckkarten und Höhendruckkarten. Manche Karten kombinieren Daten aus verschiedenen Druckflächen. Hier die wichtigsten Standarddruckflächen und ihre durchschnittliche Höhe über Meer:

Druckfläche Beschreibung

300 hPa

9164m: Höhe des Jetstreams

500 hPa

5574m: "Die" Höhendruckkarte, freie Atmosphäre

700 hPa

3012 m: Abgesehen von höheren Gebirgen freie Atmosphäre, wichtiges Niveau für die Niederschlagsbildung und die Bestimmung von Gewitterzugbahnen

850 hPa

1457 m: Wichtig für Temperatur und Wind in der bodennahen Luftschicht, ist abseits von Gebirgen aber nur noch geringfügig vom Bodenrelief beeinflusst.

1013.25 hPa

Standarddruckfläche (auf Meereshöhe reduziert) = Bodenkarte


500 hPa Geopotential (gpdm), Temperatur [°C] und Bodendruck (hPa)

Zum Verständnis von Höhenwetterkarten

Höhenwetterkarten zeigen nicht das Wetter in einer Höhe wie z.B. in 5 km, sondern sie zeigen das Wetter in der Höhe einer bestimmten Luftdruckfläche. Der Luftdruck nimmt mit zunehmender Höhe ab. Am Boden beträgt er durchschnittlich 1013 hPa. In einer bestimmten Höhe beträgt er nur noch 500 hPa. Diese Fläche in einer bestimmten Höhe ist das 500-hPa-Niveau.

Diese Fläche liegt aber nicht gleich hoch: Da warme Luft eine geringere Dichte hat als kalte Luft, dehnt sie sich stärker aus. Sie reicht somit auch höher als Kaltluft. Warmluft "hebt" eine Luftdruckfläche also an, Kaltluft "senkt" sie ab. Luftdruckflächen liegen folglich unterschiedlich hoch.

Luftdruckflächen
Höhenwetterkarte Die Höhe einer bestimmten Luftdruckfläche an einem Ort wird in eine Karte eingetragen und gleiche Höhen werden verbunden. Man erhält Isolinien, in diesem Fall Isohypsen (Linien gleicher Höhe).

Für Höhenwetterkarten wird häufig die 500-hPa-Fläche verwendet; aus dieser Karte kann man also ablesen, an welchen Orten, wie hoch die Luftdruckfläche von 500 hPa liegt. Andere häufige Höhenwetterkarten sind: 850 hPa, 700 hPa oder 300 hPa.

Beispiel für eine Höhenwetterkarte

Beispiel einer Höhenwetterkarte In dieser Höhenwetterkarte (Vorhersage für 16.02.2004, 12 Uhr GMT) sind neben den Isohypsen für das 500-hPa-Niveau auch die Isothermen (Linien gleicher Temperatur) eingetragen. Die Zahlen an den Isohypsen (schwarz) bedeuten: 560 = 5600 m = 5,6 km Höhe.

Man erkennt, dass im Süden (Atlantik, Nordafrika) die 500-hPa-Fläche höher liegt als im Norden (Russland, Grönland). Im Süden ist es wärmer. Die Warmluft reicht höher, folglich liegt auch die Luftdruckfläche höher. Weiterhin kann man aus dieser Karte auch den ungefähren Verlauf des Jetstreams ermitteln: Er entspricht etwa dem Verlauf der 5520-m-Isohypse.

So sieht dann nun z.B. eine 500hPa Höhenkarte des Modell GFS, von der Wetterzentrale aus: Diese Karte gibt den ersten Überblick über die Grosswetterlage einer bestimmten Region. Zu sehen ist die Verteilung der wettersteuernden Druckgebiete am Boden und in der Höhe.


 

Weisse Linien Isobaren des Bodendrucks.
Farbflächen Höhe des 500 hPa-Geopotenzials in Dekameter (z.B. 552 x 10 = 5520 Meter)
Schwarze Linie
(bei 552 gpdm):
Die Polarfront: Sie trennt Gebiete hohen Geopotenzials (gelb-rot) von Gebieten mit tiefem Geopotenzial (grün-blau).
Grau gestrichtelt-punktierte Linien Die Isothermen (Linien gleicher Temperatur) in 500 hPa (mit Temperaturangabe in den regelmässigen weissen Kästchen auf den grauen Linien)


Folgendes sieht man nun auf dieser Karte:

Im gezeigten Beispiel vom 1. Januar 2006 (weil auf dieser Karte fast alles wichtige drauf ist ;-) sind folgende Druckgebilde zu erkennen:

1 Bodenhoch gekoppelt mit hohem Geopotenzial in der Höhe (Höhenhoch, -rücken oder -keil).
2 Zentrales Bodentief gekoppelt mit tiefem Geopotenzial in der Höhe (Höhentief).
3 Bodenhoch mit tiefem Geopotenzial in der Höhe: Winterliches "Kältehoch" geringer Mächtigkeit. Diese Hochdruckgebiete beruhen einzig auf der Auskühlung bodennaher Luftschichten und werden nicht durch ein Höhenhoch gestützt.
4 Höhentief mit hohem Luftdruck am Boden: Sogenannter Kaltlufttropfen, tritt wie hier typischerweise am Rand von Hochdruckgebieten auf.
5 Höhentrog gekoppelt mit Bodentrog.
6 Randtiefentwicklung, typischerweise an der Polarfront und auf der Trogvorderseite.
7 Bodentief unter hohem Geopotenzial: In diesem Fall ein Tropensturm (Zeta). Im Sommer treten Bodentiefs mit hohem Geopotenzial in der Höhe auch über dem Kontinent auf (z.B. iberische Halbinsel), sogenannte "Hitzetiefs" --> Gegenteil vom "Kältehoch".

 

850 hPa Geopotential (gpdm) und Temperatur [°C]

 

Im Gegensatz zu der 500hPa Karte sind hier folgende Parameter aufegührt:

Weisse Linien Höhe des 850 hPa-Geopotenzials in Dekameter (z.B. 156 x 10 = 1560 Meter)
Farbflächen Sie trennen die Gebiete hohen Temperaturen (gelb-rot) von Gebieten mit tieferer Temperatur(grün-blau). Dies sind Flächen mit demselben Temperaturbereich mit einer Abstufung von 2°C. Die genaue Angabe der Temperatur einer Fläche ist durch die Farbskala (rechts im Bild) ersichtlich.
Schwarze Linie
(bei 552 gpdm):
Die Isothermen (Linien gleicher Temperatur) in 850 hPa (mit Temperaturangabe in den regelmässigen weissen Kästchen auf den schwarzen Linien). Die Schritte betragen 5°C zwischen einzelnen schwarzen Linien.

Hochrechnung der 850hPa Temperatur auf Bodenhöhe:

Generell gilt: Bei Trockener Luft, ca. 0.9°C pro 100m, bei feuchter Luft ca. 0.6-0.7°C pro 100m Höhendifferenz.
(Weitere Erklärungen und entsprechende Umrechungstabellen folgen später).
 

700 hPa Geopotential (gpdm) und Vertikalbewegung (hPa/h)

Auf den ersten Blick sieht diese Karte sehr wirr und nicht sehr brauchbar aus. Es gibt folgende Gründe, wieso diese für eine Vorhersage dennoch interessant ist: Die 700hPa Schicht bewegst sich auf 3012m Höhe: Abgesehen von höheren Gebirgen ist dies freie Atmosphäre und damit wichtiges Niveau für die Niederschlagsbildung und die Bestimmung von Gewitterzugbahnen.

 

Weisse Linien Höhe des 700 hPa-Geopotenzials in Dekameter (z.B. 312 x 10 = 3120 Meter)
Farbflächen Sie trennt Gebiete hohen Geopotenzials (gelb-rot) von Gebieten mit tiefem Geopotenzial (grün-blau) und markiert die Stadardhöhe von 3012m, ergo ein Soll von 300gpdam.
Schwarze Linie
(bei 300 gpdm):
Sie trennt Gebiete hohen Geopotenzials (gelb-rot) von Gebieten mit tiefem Geopotenzial (grün-blau).